Erste Arbeit in Autralien

Freitag, 28. Dezember 2007

Erste Arbeit in Australien

Dreieinhalb Wochen sind seit unserer Ankunft schon vergangen und es wurde Zeit für uns aufzubrechen. Der Ausbau von unserem Van Sammy war komplett abgeschlossen, somit stand nur die Frage offen, welche Richtung wir einschlagen würden. Die Wahrscheinlichkeit im Süden Brisbane's Arbeit zu finden war wohl zu diesem Zeitpunkt etwas höher, trotzdem konnten wir dem Reiz der fantastischen Strände im Norden Queenslands nicht widerstehen. Wir hatten aber auch erfahren, dass in der Umgebung von Bowen, einer Stadt circa 1500 Kilometer nördlich von Brisbane, die Mangosaison in Kürze beginnen sollte. Das kam uns natürlich sehr gelegen und so machten wir uns auf in den tropischen Nordosten.
Die Tatsache dass da oben bald die Regenzeit beginnt störte uns allerdings nicht. ...Noch nicht!

Nach der Verabschiedung von Tania und Aaron, die sich so lieb um uns gekümmert hatten, ging es los.
Ein Aufbruch ins Ungewisse.
Wir konnten es irgendwie nicht fassen wieder in einem Kleinbus zu sitzen, der für die nächsten Monate unser Zuhause sein soll. Wir beide, ein Pärchen von der Ostsee, unterwegs in einem Land, dessen Fläche eineinhalb mal grösser ist, als die Europas. Das Gefühl von Freiheit und Abenteuerlust war unbeschreiblich und wurde mit jedem gefahrenen Meter grösser.
Jetzt brauchten wir nur noch eins um unsere Eindrücke zu verstärken: ...Musik!

Wir waren gerade 20 Kilometer aus der Stadt, als wir gewissermaßen mitanhören konnten, wie unser Autoradio seinen Selbstzerstörungsmechanismus einschaltete und seinen letzten, immer leiser werdenden Atemzug tätigte. Es geschah genau zu dem Zeitpunkt der Wettervorhersage. Wir konnten gerade noch verstehen, dass wohl für die nächsten Tage Regen zu erwarten ist, aber so ganz genau war das nicht mehr zu hören. Es könnten auch Wochen sein.
"Heh, was solls.", dachten wir. Davon ließen wir uns doch nicht einschüchtern. Das Radio war eh schon alt und unser Abenteuergefühl wurde dennoch immer grösser.
Und so kamen wir an wunderschönen Orten entlang und unsere Freude darüber, dass wir uns für den Norden entschieden hatten war groß. Die Strände Queenslands sind wirklich unbeschreiblich.

Queensland-Beach-2

Queensland-Beach1

Von unserem Radio hörten wir doch tatsächlich kein Wort mehr. Ich vermute mal, es muss sich beim dahinleben wohl noch gedacht haben: "Eh, wenn ich untergehe, nehme ich alle anderen auch mit!", denn nun hatte es auch unser Licht in der Fahrerkabine entschärft. Das machte das Kartenlesen im Dunkeln um einiges komplizierter. Bei dem Zigarettenanzünder waren wir uns nicht so sicher, denn wenn ihn nicht die Kettenreaktion des Radios erwischt hatte, funktionierte er wohl von vornherein nicht. Aber wer weiß das schon?

Wir waren mittlerweile schon kurz vor Bowen angelangt, als das Auto komisch zu wackeln begann. Was die Ursache dafür war, konnten wir anfangs nicht erkennen. Das uns auf halber Strecke ein entgegenkommendes Auto irgendwie einen Stein in die Frontscheibe geschleudert hatte, welcher uns einen dreißig Zentimeter Riss verschaffte, hatte damit sicherlich nichts zu tun.
Als das Auto aber so heftig zu schleudern und unsere Fahrt fast an einer Stelle durch das auf der klinken Seite befestigte Brückengeländer oder durch ein vorüberziehendes Auto zu unserer Rechten beendet wurde, wussten wir das wir einen kaputten Reifen hatten. Wir hatten vorher wirklich nichts finden können. Die Reifen sahen in Ordnung aus.
Aber so war es nun mal, und nachdem ich unseren Ersatzreifen aufgezogen hatte, machten wir uns auf zur Weiterfahrt nach Bowen.

Bowen-Beach

Der Regen hatte zwar aufgehört , aber unsere Pechsträhne nahm einfach kein Ende. Wir mussten mittlerweile schon den zweiten Reifen wechseln. Der Reifenverkäufer wies uns darauf hin, dass man für einen Van wie unserem keine wieder aufgebesserten Reifen verwenden sollte. Die Autos seien zu schwer dafür und die Strassen zu heiß. Wir haben das nicht gewusst. Das Ärgerliche aber war, dass genau diese beiden Reifen gerade von unserem Autoverkäufer erneuert wurden. Ich glaube aber es ist unsere Schuld. Wir hätten einfach stutzig werden müssen, als Malcom, so hieß der Typ von dem wir den Van haben, die beiden Reifen mit 'ner Kiste Bier vor Ort bezahlte.

Jedenfalls konnten wir wieder getrost fahren, unser Budget war durch die beiden Reifenpannen jedoch auf einen zweistelligen Betrag geschrumpft. Die Frontscheibe hätten wir aber so oder so nicht repariert, denn wir waren uns nun sicher darüber, vom Pech verfolgt zu sein. Mit Gewissheit wäre uns sofort ein anderer Steinbrocken durch die neue Scheibe geschossen.
Das Licht im hinteren Teil von Sammy ist nun auch der Kettenreaktion vom Radio zum Opfer gefallen. Durch den linken Außenspiegel kann ich lediglich sehen, wie sich unser linkes Vorderrad dreht und unser Wasserkanister hatte sich bereits zum dritten mal im Hinterabteil unserer Behausung entleert. Und...zu guter Letzt ist meine neue Angel bei meinem ersten Angelversuch genau in der Mitte durchgebrochen. Es ging alles sehr schnell: Köder am Haken, Angel ausgeworfen, dann Fisch angebissen und beim ersten Anziehen meinerseits..."krach".
Das war jetzt alles nicht mehr so gut.
Unser Freiheitsgefühl war zwar noch vorhanden aber die Abenteuer"lust" hatte sich bei mir bestimmt schon nach dem ersten mal, als ich die Schiebetür öffnete und mir die zwanzig Liter Wasser aus unserem Kanister entgegenschwappten, in Abenteuer"frust" verwandelt. Was war nur los? Es schien als ob alles was wir unternahmen in die Hose ging. Wirklich zum verzweifeln. Auch die Mangosaison hatte sich etwas verspätet und wir waren gezwungen wohl noch zwei Wochen auf Arbeit zu warten. Es musste etwas passieren, denn noch zwei Wochen hätten wir mit unserem Budget nicht überstanden. Also machten wir uns daran sämtliche Melonenfarmen in der Umgebung abzuklappern, um dort nach Arbeit zu fragen.

Sammy-auf-der-Farm

Wer suchet der findet.
Ein Besitzer einer Mangofarm hatte uns sozusagen schon eingestellt. Der Nachteil war, wir mussten halt noch circa eineinhalb Wochen warten, bis die Ernte beginnt. Ein Vorteil war, er kannte sämtliche Farmen in der Umgebung und konnte uns sagen, welche noch Arbeiter benötigten.
Und schon beim ersten Versuch war der Job da. Es erforderte nur eine kleine Lüge meinerseits. Der Farmer fragte mich nämlich, ob ich Gabelstapler fahren könnte.Was soll ich sagen, wir steckten in einer Situation, in welcher sozusagen gelogen werden musste.
Egal welche Frage zu Euren Fähigkeiten kommt, Ihr antwortet mit Ja! Und über die Konsequenzen denkt ihr dann später nach.
"Natürlich bin ich schonmal Stapler gefahren!" In Wahrheit hatte ich natürlich keinen blassen Schimmer, wie man so ein Ding bedient. Aber irgendwie sollte ich das schon hinbekommen.
So bekamen wir unseren ersten Job. Anne "durfte" Honigmelonen verpacken und ich die riesen Kisten mit dem Forklift durch die Gegend befördern.

Am ersten Arbeitstag habe ich einfach einen anderen Staplerfahrer gefragt, ob er mir etwas auf die Sprünge verhelfen könnte, da mein letzter Staplerdienst schon etwas her sei. Er erklärte mir dann kurz die ganzen Hebel und ich war auf mich allein gestellt.
Ich habe an den ersten Tagen hauptsächlich leere Melonenkisten fallen lassen. Bei den Vollen halfen mir einige Mitarbeiter die Früchte so schnell es geht wieder einzusammeln, bevor der Boss es bemerkte. Somit war alles ok und wir konnten unsere Finanzen nach 10 Tagen, so lange arbeiteten wir nämlich auf dieser Farm, wieder auffrischen.

Das-Mango-Packhaus

Danach begann die Mangosaison. Hier seht ihr das Packhaus, in dem wir die nächsten vier Wochen, solange dauerte die Ernte, verbrachten. Anne am Sortiertisch, wo sie mit Helen, einer Insulanerin unheimlich viel Spaß hatte, und ich am anderen Ende der Halle, wo die Boxen gestapelt werden und, wie auf dem Foto zu sehen, die fertigen Paletten verschnürt und verladen werden. Es ist mit Sicherheit keine anspruchsvolle Arbeit, aber besser als gar keine. Und in unserer Situation waren wir sogar richtig glücklich über jede Minute, die wir dort arbeiten durften.

Anne-am-Grader

Bunki-beim-Strappen1

Wir haben uns unseren Van zugelegt, damit wir während unseres Jahres kaum Geld für Unterkünfte ausgeben müssen. Deshalb ist alles was wir nach der Arbeit wirklich benötigen, eine Dusche. Die haben wir gefunden.

Comfort-Stop

Und zwar am sogenannten "Comfort Stop" in Home Hill, einem kleinen Ort ungefähr dreißig Kilometer von unserem neuen Arbeitsplatz entfernt. "Comfort Stop" ist eine Ratsstelle, an welcher man sauber Toiletten, eine überdachte Küchenzone mit freier Grillbenutzung und selbstverständlich mehrerer Duschen findet. Tägliche Reinigung der Anlage inklusive.
Und das alles umsonst, ein Paradies für Backpacker.
Die Sache hatte aber einen Haken. Die Regeln dieser Raststelle erlaubten nur einen Maximumaufenthalt von 48 Stunden. Wir waren insgesamt wohl an die 5 Wochen dort. Und wir waren nicht allein.

Comfort-Stop-Vans

Comfort-Stop-unsere-Truppe

Das sind (von links): Anne, Bunki, Jordi (Spanien), Lianda (Jordi's Freundin aus Lettland und das englische Pärchen Ken & Kathie. Gemeinsam verbrachten wir die gesamte Zeit an diesem "Comfort Stop", welcher dadurch sogar ein wenig zu unserem zu Hause wurde.
Unser schlechtes Gewissen, wegen der Länge unseres Aufenthalts war einfach nicht groß genug, um von dort zu verschwinden.

So schaute es aus mit uns und es machte sogar den Anschein, dass die Pechsträhne verschwand.

Ein kleiner Lichtblick war auch, dass wir doch tatsächlich Frank und Nicole in Bowen wiedertrafen. Die beiden kommen aus Gadebusch, einem unserer Nachbarorte in Deutschland. Wir hatten sie bereits in Brisbane getroffen, hätten aber nicht gedacht sie so schnell wiederzusehen.
Frank hatte nämlich Anfang 2002, als Annemaus und ich unsere erste Reise (damals nach Neuseeland) antraten, unsere Wohnung in Wismar übernommen.
So klein ist die Welt.
Wir sind jedenfalls gespannt, ob wir die beiden noch einmal wiedersehen können.

Wir-mit-Frank-und-Nicole


Vielen Dank wieder für Euer Interesse und bis zum nächsten mal.
Eure Annemaus & Euer Bunki

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