Freitag, 1. Februar 2008

Zurück in Cairns

Wir hatten uns dazu entschieden weiter hoch in den Norden zu fahren. Wir wussten zwar, dass die Regenzeit in den nächsten Monaten ihren Höhepunkt erreichen wird, wollten aber die Gelegenheit, in den tropischen Norden Australiens zu gelangen, nicht verpassen. Immerhin waren wir ja weniger als fünfhundert Kilometer von Cairns entfernt, und somit nahmen wir die Strecke mit Leichtigkeit auf uns.

Wir-am-Auto

Die Fahrt war ziemlich entspannend. Das Wetter war schön und die Natur wurde immer australischer.
Der Riss in der Frontscheibe hatte sich derweil seinen Weg bis an den oberen Rand der Verglasung gebahnt. Den Unteren hatte er ja bereits vor Beginn der Arbeit erreicht. Jetzt sieht die Scheibe aus, als würde sie jederzeit in zwei Hälften brechen.
Unsere Lüftung hat es mittlerweile auch entschärft. Na eigentlich funktioniert sie noch, denn wenn man den Knopf auf die höchste Stufe dreht, arbeitet sie auf vollen Touren. Komischer Weise kommt aber kein einziger Hauch von Luft in unsere Fahrerkabine. Wahrscheinlich wird die Luft direkt in den Tank geblasen. Das würde dann zumindest unseren hohen Spritverbrauch erklären.
Aber was sollen wir machen? Irgendwie kommen wir dennoch immer zu unseren Zielen. In diesem Fall war es Cairns.

Cairns-Beach

Es war ein Gefühl des nach Hausekommens, als wir am Ortseingangsschild von Cairns vorbei fuhren. Vor genau viereinhalb Jahren lebten wir fünf Monate in dieser wunderschönen Stadt am Grossen Barriere Riff. Wir hatten hier damals gearbeitet und Cairns folglich kennen und lieben gelernt.
Und jetzt war es soweit: Wir waren zurück. Nie zuvor besuchten wir einen Ort im Ausland, welchen wir kurzzeitig unser zu Hause nannten, ein zweites Mal.
Irgendwie hatten wir aber den Eindruck es würde nicht der letzte hier in Australien sein.
So fuhren wir erst einmal bekannte Strassen entlang um unsere Erinnerung wieder wachzurütteln. Es war herrlich. Alles kam uns bekannt vor. Wir kannten noch immer die Straßennamen; erinnerten uns an Shops, in denen wir einkauften; auch an Restaurants, in denen wir gegessen hatten und fanden auch die Pubs, in denen sich einer von uns beiden mal sinnlos betrunken hat. Ich glaube es war Anne, oder…???
Danach stoppten wir an der „Lagune“. Die „Lagune“ ist ein öffentlicher und kostenloser Swimmingpool, mitten im Stadtzentrum. Er wurde angelegt, da Cairns keinen Badestrand besitzt. Der nächste (Bild oben) liegt so ungefähr zehn Kilometer entfernt und deshalb trifft sich hier nun täglich die gesamte Stadt.

Cairns-Lagune

Nach einem ausgiebigen Bad in diesem Pinkelpool und anschließender Dusche, machten wir uns wieder auf: Richtung Mareeba.
Mareeba ist ein Örtchen mitten im Regenwald und sollte für die nächsten dreieinhalb Wochen unser zu Hause werden. Davon wussten wir zu dem Zeitpunkt, als wir aus Cairns herausfuhren, natürlich noch nichts. Es kam jedoch alles schneller als wir es erwartet hatten.
Kaum angekommen ging es gleich zu einer Jobagentur. Die nette, alte Dame dort konnte uns allerdings keine Arbeit vermitteln. Nachdem ich aber etwas Ausschnitt zeigte, wies sie uns freundlich auf eine große Farm hin, welche eventuell noch Arbeit zu vergeben hätte. Und so war es auch. Der italienische Besitzer dieser riesen Mangoplantage konnte tatsächlich noch zwei tatkräftige Arbeiter gebrauchen. Na, da kamen wir doch genau richtig.
Bis zum Arbeitsbeginn jedoch waren noch fünf Tage Zeit und so entschlossen wir uns kurzerhand zurück nach Cairns zu fahren, wo ich, Bunki, einen Tauchkurs absolvieren wollte. Wie ich bereits erwähnte: Cairns liegt direkt am Grossen Barriere Riff und ist der Ausgangspunkt vieler Tourunternehmen, welche Tauch- und Schnorchelgänge anbieten.
So suchte ich mir einen preiswerten Anbieter und begann meine ersten zwei, von insgesamt vier, Tage im Klassenraum und Swimmingpool. Was für eine Herausforderung. Ich hätte das Angebot, den Kurs in Deutsch zu absolvieren, annehmen sollen. Ich wieder…
Hey…“, dachte ich noch, „…wie schwer kann es mit meinem Englisch schon werden?
Als unser neuseeländischer Tauchlehrer dann die ersten Fachausdrücke in den Raum knallte, sah ich die Schlagzeile bereits vor mir: „ Deutscher Tauchschüler tot im Trainingsbecken aufgefunden – Er erwürgte sich mit eigenem Luftschlauch!“.

Bunki-im-Tauchbecken

Auch fühlte ich mich sogleich an meinen „ersten“ Tauchgang in der Ostsee erinnert. Damals, vor bestimmt zehn Jahren, hatten Freunde von mir, morgens nach einer Party, die clevere Idee, noch Tauchen zu gehen. Ich sollte mit. Yeahhhh…was für ein Spaß. Ich werde es nie vergessen.
Da stand ich nun, im Neoprenanzug, mit meinen vier Tauchgenossen auf der Mole in Tarnewitz.
Noch nie zuvor hatte ich eine Ausrüstung zum Tauchen gesehen. All diese Schläuche und Instrumente, ich hatte keine Ahnung wozu diese dienten.
Auf meine Frage: „Hey, und was ist das hier?“, bekam ich nur die Antwort: „Joh, dat mussu in Mund stecken. Da krissu Luft durch.“ „Ok. Und das hier?“ „Dat ist deine Weste. Da mussu erst Luft rein machen und dann wieder raus machen.“ „Aha! Und diese zwei Sachen da?“ „Dat eine ist dein Bleigürtel. Mit dem gessu unner. Dat andere ist dein Dolch. Den mussu dir an dein Schienbein binden.“ „Na gut.
Ich hatte dann Luft in die Weste „gemacht“ und mit meinem Messer, welches mir vom Knöchel bis zum Oberschenkel reichte, sah ich damals aus, wie ein Elite Kampftaucher. Wozu dieses so wichtig sein sollte, weiß ich bis heute noch nicht. Es sah auf jeden Fall unheimlich cool aus.
Eine Weile später trieb ich völlig nervös an der Wasseroberfläche. Den Zweimetersprung von der Mole hatten wir alle gut überstanden. Einer meiner Tauchbuddy’s erklärte mir dann noch schnell, wie wichtig es sei, auf gar keinen Fall schnell aufzutauchen. Wenn man nämlich auf acht Meter Tiefe herunter will, sei es sehr gefährlich und könnte zu ernsthaften, gar tödlichen, Verletzungen führen, falls man zu schnell an die Oberfläche kommt. „Ok!“ Ich war sehr glücklich, dass mir diese Tatsache noch beigebracht wurde. Nun war ich richtig beruhigt. Und dass keiner von uns Fünfen einen Tauchschein besaß, machte die ganze Angelegenheit noch entspannter.
Ich wurde dann, da es mit meinem Abtauchen nicht so richtig funktionierte, an die Hand genommen und in die Tiefe gezogen.
Das war mein erster Tauchgang, bei welchem ich ungefähr fünfzig Minuten unter Wasser blieb.
Etwas später folgte dann ein zweiter, aber danach kein weiterer. Bis hier in Cairns.

Nemo

Ich dachte mir jedenfalls, wenn ich meinen ersten Tauchgang überlebt habe, dann schaff ich das hier doch auch.
Was soll ich sagen? Im Endeffekt hat sich alles dem Guten zugewandt. Ich habe die Prüfung bestanden und hatte fünf fantastische Tauchgänge am Grossen Barriere Riff.

Bunki-auf-dem-Meeresgrund


Bunki-war-tauchenLeider war meine Annemaus nicht an meiner Seite. So wie ich an Höhenangst leide, geht es ihr mit der Tiefe. Beim Schnorcheln aber gibt es ihrerseits keine Probleme und so konnten wir die farbige Unterwasserwelt gemeinsam von der Oberfläche bestaunen.


Kaum hatten wir den festen Boden wieder betreten begann auch schon die Arbeit im Mangopackhaus. Das schöne war, wir haben sogar eine Unterkunft von unserem Arbeitgeber gestellt bekommen. Ein ganzes Haus wurde uns überlassen. Wir mussten es uns zwar mit einem anderen Pärchen teilen, aber es war dennoch groß genug um sich so richtig breit zu machen. Wie man hier sehen kann, hat Anne sich so richtig ausgebreitet.

Anne-5mal

Das war natürlich eine super Sache für uns. Das Haus befand sich direkt auf dem Grundstück und wir konnten somit zum Packhaus laufen.

Mareeba-Haus

Unser „Sammy“ (unser Van) musste nämlich wieder in die Werkstatt, wo ihm dieses mal ein neuer Kühler eingebaut wurde. Mit der Lüftung hatte das aber nichts zu tun.
So verbrachten wir folglich die nächsten dreieinhalb Wochen auf dieser Farm, haben viel gearbeitet und natürlich viele, viele Mangos gegessen.

Hier noch ein paar Bilder von Cairns.

Cairns

Cairns3

Cairns2

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